Niederbayern mobil

11. August 2020

Vom Dampflokomobile zur bidirektionalen Ladetechnik

LokomobileFür Maschinisten, Erfinder und Autobauer war Niederbayern schon immer ein gutes Pflaster. Möglicherweise hat das mit der Landwirtschaft zu tun. Landmaschinen, die die harte Arbeit auf den fruchtbaren Feldern der Donauebene erleichtern konnten, waren hier immer willkommen. Eine davon, eine Dampflokomobile aus dem Jahr 1921, ist im Museum der Bayerischen Geschichte zu bewundern, 5 Tonnen schwer und von der Firma Lanz an ihrer Nebenproduktionsstätte in Regensburg gebaut. Mobil über den Acker – und weit darüber hinaus: Man erzählt sich die Geschichte, dass es wohl 1951 auf dem Heimweg vom Oktoberfest war, als der Dingolfinger Landmaschinenbauer Hans Glas auf seinem Motorrad recht nass wurde und beschloss, ein überdachtes Gefährt zu bauen. Was er seinem Sohn Andreas Glas und dem Ingenieur Karl Domprecht gleich am nächsten Tag auftrug. Vier Personen sollten darin Platz haben und nicht mehr kosten als ein Motorrad mit Beiwagen. Es entstand das erste Goggomobil, der Beginn einer niederbayerischen Erfolgsgeschichte. Zwei Erwachsene, zwei Kinder, zwei Türen, 2950 Mark und damit billiger als der VW Käfer. Ein Zwei-Takt-Heck-Motor beschleunigte das Gefährt auf sagenhafte 75 Stundenkilometer. Unverwüstlich und erstaunlich ausdauernd gewann das kleine Automobil sogar mehrere Alpen-GoggomobilRallyes. Eines seiner Erfolgsgeheimnisse war natürlich auch, dass als Fahrlizenz der günstige Moped-Führerschein 4 ausreichte. Ab 1957 kamen Extras, wie kurbelbare Fenster und ein zweiter Scheibenwischer. Das kleine Gefährt erschien in neuen Farben und Formen bis hin zur Limousine, einem Kleintransporter oder einem kleinen Pick-Up mit Ladefläche. Verkauft wurde das Goggomobil bis hinüber in die USA. 1967 übernahm BMW die Hans Glas GmbH mit allen Mitarbeitern und baute den „Goggo” noch zweieinhalb Jahre weiter. Insgesamt wurden 214.313 Limousinen, 66.511 Coupés und 3.667 Transporter verkauft. Eine große mobile Erfolgsgeschichte aus Dingolfing, die hinaus in die Welt fuhr. Noch heute ist der Standort ein Mekka für Autobauer. Mit der Übernahme der Hans Glas GmbH hatten die Bayerischen Motorenwerke im 51sten Jahr ihres Bestehens einen Schritt ins ländliche Niederbayern getan. Und sind geblieben. Mit 18.000 Mitarbeitern und 800 Azubis liefen hier 2019 insgesamt 285.000 Automobile vom Montageband. Für den Besucher des Bayerischen Golf- und Thermenlands sei hier das Museum Dingolfing empfohlen, das einen spannenden Einblick in die niederbayerische Industriegeschichte bietet – auch das Goggomobil ist natürlich vertreten.

Mobilität ist wichtiger denn je

niederbayerische LandschaftMobilität ist eine wichtige Errungenschaft. Ein persönlich verfügbares Auto verspricht noch immer die größte Bewegungsfreiheit. Dennoch, wollen wir dem Klimawandel entgegenwirken, braucht es neue Ideen. Neben einem gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr wird das eigene Gefährt wohl weiterhin einen wichtigen Stellenwert behalten, vor allem auf dem Land. Vielleicht muss man wieder ganz von vorn denken, wie Hans Glas. Niederbayern bietet dafür beste Bedingungen. Durch die lange Maschinen- und Autobauertradition versammelt sich hier viel Fachwissen. Und es ist bereits allerhand auf dem Weg. Landshut bündelt seine Kräfte und setzt als H2-Region-Landshut auf Wasserstoff. Und eröffnete bereits die erste Wasserstofftankstelle.

Plattling investiert in ein Technologietransferzentrum: Gemeinsam mit der Technischen Hochschule Deggendorf forscht die Stadt zu Autonomem Fahren, Energiespeicherung und der Batterie der Zukunft. Und die Universität Passau startete ein Innovationsprojekt angelegt auf drei Jahre, zusammen mit der BMW Group: „Bidirektionale Ladetechnologie”. Hierbei wird eine Ladetechnologie entwickelt und erprobt, die es Elektrofahrzeugen erlaubt, nicht nur Energie aufzunehmen, sondern sie auch in umgekehrter Richtung ins Stromnetz zurückzuspeisen. Man darf gespannt sein.

Und auch im ÖPNV fährt Niederbayern neue Wege. Bad Birnbach hat bereits die zweite Generation autonom autonomer Bus©Quelle: Bad Birnbachfahrender Busse auf den Weg geschickt. Im Kleinen hat sich das bewährt und nun fährt er auch auf der Landstrasse. Kelheim zieht nach und so ließe sich die Strecke zum Kloster Weltenburg nun auch mit dem selbstfahrenden Bus bewältigen.

Was nicht heißt, dass das schöner wäre als eine herrliche Wanderung oder eine Schifffahrt durch den imposanten Donaudurchbruch. Unübertroffen bei aller Innovationsfreude sind in Sachen Klima und Gesundheit immer noch das Fahrrad oder eben die eigenen Füße.

Informationen: www.bayerisches-thermenland.de

Text: Barbara Stefan

 

Tourismusverband Ostbayern e.V.
Autor(in): Ulrike Eberl-Walter
Eberl-Walter@ostbayern-tourismus.de

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