©Quelle: Ulrike Eberl-Walter

Der Wald ist Zukunft

14. Januar 2021

Der Wald schenkt Lebensfreude und noch vieles mehr

Von Ulrike Eberl-Walter

Harzige FichtenzapfenDer Wald hat viele Facetten, er füllt Bücher und beschäftigt Wissenschaftler, er ist Schauplatz für Märchen und Geschichten, für harte Arbeit und zum Erholen. Bayern ist auf einer Fläche von 25.000 Quadratkilometern mit Wald bedeckt, man schätzt, dass darauf rund fünf Milliarden Bäume wachsen. Den Waldbauern und Förstern kommt die Aufgabe zu, diesen Wald zu bewirtschaften. Keine leichte Aufgabe, denn der Wald, der heute gepflegt wird, ist auch der Wald von morgen. Der Zukunftsbaum, der heute festgelegt wird, soll auch noch in hundert Jahren wachsen. Doch ist die Zukunft vorherzusehen?

Gerade schlägt der Klimawandel mit seinen langen Trockenperioden und wasserarmen Jahren eine tiefe Wunde in die Wälder. Schädlinge befallen die geschwächten Bäume, bis diese absterben. Wegen der fossilen Endlichkeit von Erdöl und Gas ist der nachwachsende Rohstoff Holz gefragt, er unterliegt aber ebenso saisonalen und absatzbedingten Preisschwankungen. Brennholz kommt nicht mehr nur als Scheitholz auf den Markt, sondern wird auch in Form von Pellets oder Hackschnitzel genutzt. Der Wald dient immer stärker als Freizeit- und Erlebnisraum. Die Tiere des Waldes aber brauchen weiterhin Rückzugsräume für ihre Nachwuchspflege, zur Nahrungsaufnahme und zum Ruhen. Alles zerrt am Wald. Wo der eine zu viel beansprucht, leidet der andere, wo etwas unverhältnismäßig entnommen wird, fehlen die Ressourcen einem anderen. Ausgleich schaffen ist eine der wichtigsten Aufgaben der Waldwirtschaft. Der Wald ist Lehen und Anspruch zugleich an seine Eigentümer.

Jürgen VölklDas sieht auch Jürgen Völkl so, der für den Forstbetrieb Bodenmais der Bayerischen Staatsforsten verantwortlich ist. Er ist nicht der Eigentümer, doch er ist mit seiner Waldnatur eng verbunden und sieht seine Arbeit als Baustein für die Zukunft. Innovativ ist er schon lange. In Bodenmais erzeugt man seit Jahren Energie aus den Hackschnitzeln, die im eigenen Forstbetrieb anfallen.

Wärme aus Baumwipfeln – Klimafreundliches Bodenmais

 Wie ein grüner Teppich schmiegt sich der Wald um den Urlaubsort Bodenmais. Die Region ist stolz auf ihre Bergmischwälder und die natürlichen Fichtenwälder mit einem hohen Anteil an alten Bäumen. Bodenmais ist heilklimatischer Kurort – vor allem wegen des Waldes. Und auch die Wärme kommt aus dem Wald, aus den Waldwipfeln.

17.000 Hektar Wald bewirtschaften die Bayerischen Staatsforsten im Forstbetrieb Bodenmais. Dieser erstreckt sich von Mitterfels nahe der Donau im Süden bis zum Arber im Norden, von 307 Höhenmetern hinauf bis auf 1.420 Höhenmeter fast bis zum Gipfel des Arbers. Restholz und Baumwipfel aus der Waldbewirtschaftung werden in Bodenmais zu Hackschnitzeln verarbeitet und dienen der Wärmeerzeugung. Mit der Gesellschaft Waldenergie Bodenmais GmbH betreiben die Staatsforsten ein Biomasseheizwerk, das inzwischen über 60 Betriebe, öffentliche Einrichtungen, Hotels, Pensionen und Privathäuser nutzen, darunter auch das neue Camping-Resort, Joska Kristall, die Silberberg-Klinik und das Wellnesshotel Mooshof. Viele weitere wollen sich anschließen.

Hotelier Anton Holzer vom Mooshof ist der größte Abnehmer und ist von der Energie aus den Waldwipfeln überzeugt: „Wir heizen jetzt mit Waldenergie aus dem umliegenden Wald und sparen 170.000 Liter Heizöl jährlich.“ Schließlich hat das 160-Betten-Hotel mehrere Restaurants und eine große Wellnesslandschaft mit Anwendungsräumen, Pools und Saunen.

HackschnitzelSichtlich stolz ist auch der Bürgermeister Joli Haller: „Wir haben alles vor Ort. Die Bäume für die Hackschnitzel, die Holzfäller, den Häcksler. Kürzere Wege gibt es wohl kaum.“ Er hält ein Holzschild hoch. „Wir heizen für Sie mit Waldenergie. Nachhaltig. Regional. Klimafreundlich“, ist darauf zu lesen. Jeder Betrieb, der mit Waldenergie heizt, erhält dieses Signet. „Mit dem Biomasseheizwerk werden 3500 Tonnen CO2 vermieden, damit erreicht die Gemeinde Bodenmais die Klimabündnisziele hinsichtlich der Reduktion“, rechnet Jürgen Völkl, der Leiter des Forstbetriebs und der Waldenergie Bodenmais.

Der Wald ist Lebensraum und Naturraum für Menschen, Pflanzen, Pilze und Tiere. Darüber ist man sich einig in Bodenmais. Daher erfolgt die Bewirtschaftung der Wälder behutsam. „Wir haben mehr als 500 Hektar Naturschutzgebiete und 4.100 Hektar FFH-Gebiet, und schützen so viele seltene Pflanzen und Tiere. Seit Jahren brüten hier Uhu, Wanderfalke und Auerhahn“, erklärt Völkl.

“Weißt Du, was ein Wald ist? Ist ein Wald etwa nur zehntausend Klafter Holz, oder ist er eine grüne Menschenfreude?” (Bertold Brecht)

 

Rohstoffe aus dem Wald – Der Wald ist die Grundlage unseres Lebens auf der Erde

HolzstapelViele haben schon von ihm gelesen: Carl von Carlowitz, Oberberghauptmann am kursächsischen Oberbergamt in Freiberg. Er formulierte 1713 in seinem Werk “Sylvicultura oeconomica” die Grundsätze der nachhaltigen Waldbewirtschaftung: „Es sollte immer nur so viel Holz geschlagen werden, wie durch planmäßige Aufforstung wieder nachwachsen kann.“ Die Ausbeutung der Wälder und die Holzverknappung im 17. Jahrhundert ließen erstmals erkennen, dass es ohne Wald nicht geht.

Der Wald in Bayern heute

Seit 15 Jahren sind die Bayerischen Staatsforsten ein eigenständiger Forstwirtschaftsbetrieb als Anstalt des öffentlichen Rechts. Sie bewirtschaften 808.000 Hektar Wald. Das sind über elf Prozent der Landesfläche und ein Drittel der Waldfläche Bayerns. Das Waldgesetz weist den Weg, denn dort ist als Ziel der Bewirtschaftung definiert: „…standortgemäße, naturnahe, gesunde, leistungsfähige und stabile Wälder zu erhalten oder zu schaffen.“ In den Staatsforsten wird über den Wald Buch geführt, es wird gemessen und gezählt. In einer jährlichen Inventur stellt man fest, wieviel Holz nachwächst. Es sind sage und schreibe sechs Millionen Kubikmeter, von denen im vergangenen Jahr gut vier Millionen Kubikmeter eingeschlagen wurden. 2.700 Beschäftigte managen den Wald in Bayern und machen 330 Millionen Euro Umsatz. Doch nicht alles lässt sich in Umsatz und Gewinn messen.

Lebensraum WaldDer Mensch braucht den Wald nicht nur wegen des Holzes, das sich verkaufen lässt. Wissenschaftler haben errechnet, dass ein Hektar Laubwald pro Jahr rund 15 Tonnen Sauerstoff freisetzt, ein Nadelwald sogar 30 Tonnen. Gleichzeitig bindet der Wald Kohlendioxid. Wälder mittleren Alters von 55 Jahren binden 10,6 Tonnen C02 jährlich. Ruß und Staub wird im Wald gefiltert. 50 Tonnen davon verbleiben pro Hektar und Jahr im Wald. Reine Luft strömt aus dem Wald zurück in die Atmosphäre. Auch Trinkwasser entsteht meist im Wald. Wieder auf ein Hektar gerechnet bilden sich je nach Baumart zwischen 80.000 und 160.000 Kubikmeter neues Grundwasser. Die Hälfte der bayerischen Wasserschutzgebiete, das sind immerhin 140.000 Hektar, liegen in Waldgebieten.

Ein Wald voller Bäume

Was wächst in den Bayerischen Staatswäldern? Fichte auf 42 Prozent der Fläche, Buche auf 18 Prozent, Kiefer auf 16 Prozent, sonstiges Laubholz auf elf Prozent, Eiche auf sechs Prozent, sonstige Nadelhölzer auf vier Prozent und Tanne auf drei Prozent der Fläche.

Auf einem Hektar Wald verbleiben laut Waldinventur der Bayerischen Staatsforsten gut sieben Kubikmeter stärkeres Totholz, zehn Biotopbäume und ein halber stärkerer Laubbaum.

LederlaufkäferDer Wald ist lebensnotwendig – nicht nur für die Menschen. Rund 13.000 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten leben in Mitteleuropa im Wald. Davon sind allein 4.500 Arten an Totholz gebunden, vor allem Käfer- und Pilzarten. Das zeigt, wie wertvoll nicht nur die Wirtschaftsbäume sind, sondern auch Biotopbäume, starke Laubbäume und Totholz, das im Wald verbleibt. Nur in einem vielfältigen Wald kann sich eine vielfältige Biodiversität ausbilden.

“In den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen könnte.”
(Franz Kafka)

 

Aufleben im Wald – Natur und Freizeit treffen sich im Wald

BucheckernRotkäppchen geht durch den Wald. Hänsel und Gretel verirren sich im Wald. Der Wald hat etwas Geheimnisvolles, eine tiefe mythologische Bedeutung für die Menschen. In der Zeit der Romantik ist das Bild des Waldes verklärt. Er steht für die neue Art, die Natur zu genießen: Wandervögel durchstreifen das Land, feine Damen sitzen beim Picknick auf der Waldwiese. Der Wald ist zum Inbegriff für das Seelenwohl der Menschen geworden. Das ist heute nicht anders. Das Grün des Waldes, die Terpene in der Waldluft und Naturgeräusche wecken die Sehnsucht, sich in die Natur zu begeben. Heute heißt es Outdoor Workout, Shinrin Yoku oder Trail Running. Outdoor-Hängematten, ein wärmendes Hoody-Shirt, und regenfeste Soft Shell-Jacken überfluten den Markt für Outdoor-Freunde. Die Waldnatur wird mehr denn je für Freizeit und Erholung genutzt. Gerade in Zeiten von Corona reist man nicht mehr in ferne Länder, um tief durchatmen zu können oder von einer sanften Brise umweht zu werden. Der Wald ist das Ziel; der Wald im Inland; der Bayerische Wald. Freizeit, Ökologie und Wirtschaftlichkeit sind unter einen Hut zu bringen. In den Waldbaugrundsätzen ist daher die Erholungsfunktion des Waldes integriert, weshalb die Staatsforsten wichtige Partner beim Ausweisen von Erholungswegen sind. 9000 Kilometer Wanderwege, 3500 Kilometer Radwege, 300 Kilometer Reitwege und 150 Kilometer Lehrpfade gibt es im bayerischen Staatsforst. Die schönsten Routen führen eben immer durch Waldgebiete, wie man am Qualitätswanderweg Goldsteig oder der Mountainbikeroute Trans Bayerwald sieht.

Der Wald ist ein ganz besonderer Ort, ein wertvoller Lebensraum und ein phantastisches Ökosystem – hoffentlich noch lange in der Zukunft.

“In der besten aller möglichen Welten gibt es fast nur Bäume.”
(Franz Hohler)

 



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Tourismusverband Ostbayern e.V.
Autor(in): Ulrike Eberl-Walter
Eberl-Walter@ostbayern-tourismus.de

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