Rückblick: Tourismustag Bayerischer Wald

3. Juni 2022

Der 13. Tourismustag Bayerischer Wald in Viechtach fand unter dem Schwerpunktthema Nachhaltigkeit statt

Was bedeutet Nachhaltigkeit im Tourismus? Wie kann die Transformation zu einer nachhaltigen Destination gelingen? Und welche Angebote rund um ressourcenschonenden Urlaub gibt es bereits im Bayerischen Wald? Antworten auf die brandaktuellen Fragen lieferten Vertreter aus Politik, Tourismus und Wissenschaft am 31.05.2022 beim 13. Tourismustag Bayerischer Wald in der Stadthalle Viechtach. Das Fazit: Auch wenn es noch viel zu tun gibt, ist man im Bayerischen Wald dank einer Vielzahl an Initiativen und Maßnahmen bereits auf dem richtigen Weg. Dazu zählen der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs, Fokus auf regionale Produkte, umweltbewusste Gastgeber und intensive Bemühungen wie die Fairtrade-Zertifizierung des Landkreises Regen mit der Stadt Viechtach. Indes liegt der Bayerische Wald in der Wahrnehmung der Deutschen beim Thema Nachhaltigkeit schon jetzt auf dem ersten Platz, wie die Studie Destination Brand 2021 zeigt. Erstmalig fand der Tourismustag als hybrides Event statt – live in Viechtach und virtuell im Internet. Durch die Veranstaltung führte Günter Reimann, Destinationsmanager Bayerischer Wald beim Tourismusverband Ostbayern e.V.

Der Tourismustag Bayerischer Wald wurde aufgezeichnet. Sie können die Veranstaltung hier nochmal ansehen.

Nachhaltigkeit im Tourismus war das diesjährige Schwerpunktthema beim 13. Tourismustag Bayerischer Wald. Doch was bedeutet Nachhaltigkeit? „Begriffe, die nur plakativ irgendwo erscheinen, sind für die Katz“, mahnte Landrätin Rita Röhrl, Präsidentin des Tourismusverbandes Ostbayern (TVO), die rund 150 Teilnehmer. Anstelle symbolischer Gesten gehe es darum, allumfassende Nachhaltigkeitskonzepte zu entwickeln und diese konsequent umzusetzen. Wie das konkret geht, kann man im Landkreis Regen beobachten. Seit 2017 trägt er den offiziellen Titel „Fairtrade-Landkreis“. Vom fair gehandelten Kaffee im Büro der Landrätin über fair gehandelte Produkte in der Gastronomie und Einzelhandel bis hin zur Stärkung gerechter Handelsbeziehungen auf lokaler Ebene und Sensibilisierung der Einheimischen für das Thema Nachhaltigkeit – mit einer Fülle an Maßnahmen und Angeboten wird die Idee eines ökologisch nachhaltigen Lebensstils im Landkreis Regen mit Leben gefüllt. Dieser komme nicht nur der Natur zugute. Auch Einheimische profitieren von dem Wandel. Doch es müsse noch mehr passieren, betont Landrätin Röhrl: „Man kann Nachhaltigkeit nicht ohne Öffentlichen Personennahverkehr denken. Wir müssen dem Gast schon vor der Buchung sagen, wie er ohne Auto in die Region kommt und sich vor Ort bewegen kann.“ Mit der Waldbahn und dem Gästeservice Umwelt-Ticket, kurz GUTi, sei man in puncto öffentliche Mobilität bereits attraktiv aufgestellt, so Viechtachs 2. Bürgermeister Hans Greil. Doch es gehe noch mehr: Aktuell werde an weiteren Möglichkeiten gearbeitet, Gäste ohne Auto in die Region bringen. Mit der geplanten touristischen Aufwertung des Höllensteinsees und der Fortsetzung des Flusswanderweges am Schwarzen Regen werde man zudem weitere Angebote mit nachhaltiger Ausrichtung schaffen. Das etablierte Format der Bayerwald-Schmankerl-Wanderung, welches regionale Kulinarik mit Wandern, Musik und Naturgenuss verbindet, feiert in Viechtach seit Jahren große Erfolge.

Fit für die Zukunft, Betriebscoachings und European Tourismus Go Green 2030
Mit „tollen Landschaften“, „schönem Wald“ und attraktiven Wandermöglichkeiten punktet der Bayerische Wald bei den Deutschen. Mehr noch, beim Thema Nachhaltigkeit belegt die Destination Platz 1: Laut der von Inspektour aus Hamburg durchgeführten Studie Destination Brand 2021, welche 58 Regionen untersuchte, wird der Bayerische Wald am meisten mit einer nachhaltigen Reise in Verbindung gebracht und liegt im Ranking vor Österreich und dem Allgäu. Doch reicht das, um mehr Gäste in die Region zu bringen? „Nachhaltigkeit ist grundsätzlich wichtig, aber noch kein alleiniges Entscheidungskriterium“, sagt Dr. Michael Braun, Vorstand des TVO, und fügt hinzu: „Nachhaltigkeit wird zunehmend als selbstverständlich vorausgesetzt und muss immer mitgedacht werden. Hier ist ein Umdenken in allen Bereichen und auf allen Ebenen notwendig.“ Eben diesen Prozess unterstützt das Programm „Tourismus in Bayern – Fit für die Zukunft“ des Bayerischen Wirtschaftsministeriums zur Förderung der Nachhaltigkeit, an dem sich der Bayerische Wald u.a. mit Recherche von nachhaltigen Angeboten und Initiativen im Bayerischen Wald, Online- und Printmaßnahmen sowie einer Befragung zur Tourismusakzeptanz der Bevölkerung beteiligt. Eine zweite wichtige Säule in der Umsetzung sind individuelle Betriebscoachings mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit und Digitalisierung, die kostenfrei von Unterkunftsbetrieben bis maximal 25 Betten gebucht werden können. Sehr stolz ist man auch auf die Teilnahme am Prestige-Projekt European Tourismus Go Green 2030. „Für das EU-Projekt wurden neun Partner aus sechs Ländern ausgewählt. Wir freuen uns sehr, als eine von nur zwei deutschen Destinationen dabei sein zu dürfen“, so Braun.

Höhere Resilienz dank Digitalisierung im Tourismus
„Corona hat der Online-Buchbarkeit und dem Online-Vertrieb einen massiven Schub gegeben“, stellte Braun fest. Die Unsicherheiten der vergangenen zwei Jahre schlagen sich im Buchungsverhalten nieder und der Trend zur immer kurzfristiger werdenden Buchung spitzt sich weiterhin zu. Touristische Leistungsträger können dank Digitalisierung von dieser Entwicklung profitieren. Die rund 1.100 online buchbaren Betriebe im Bayerischen Wald beispielsweise haben bis Ende 2021 rund 30.000 Online-Buchungen mit 322.500 Übernachtungen und über zehn Millionen Euro Umsatz generiert. „Online buchbare Unterkünfte haben in der Corona-Krise eine deutlich höhere Resilienz gezeigt“, betont Braun. Dem Trend folgend haben seit neuestem auch Erlebnisanbieter im Bayerischen Wald die Möglichkeit, ihre Produkte online buchbar zu machen.

Zwei Kampagnen für respektvollen Umgang mit der Natur und mehr Nachhaltigkeit
In Vertretung der erkrankten Daniela Schilling, Marketingleitung Bayerischer Wald beim TVO, stellte Günter Reimann die wichtigsten Projekte und Kampagnen des vergangenen Jahres vor. Klar wurde dabei: Nachhaltigkeit ist kein neues Thema. Bereits im Jahr 2021 rief der TVO ostbayernweit die Initiative „Respektvoll – auf dem Weg und mit der Natur“ ins Leben. In Zusammenarbeit mit den sechs Landkreisen, zwei Naturparken, dem Nationalpark Bayerischer Wald und Bayerischen Staatsforsten entwickelte Schilling die Initiative abgestimmt auf den Bayerischen Wald weiter. Das Ergebnis: attraktiv gestaltete Flyer und Plakate, eine crossmediale Kommunikationskampagne mit Pressearbeit, Printanzeigen und Social Media sowie eine erfolgreiche Radiokampagne auf „Unser Radio“ und „Charivari“ mit insgesamt 724.000 Hörern. Und auch hinter der vielfach beworbenen Aktion „Lieblingsplätze“, bei der Touristiker aus der Region ihre persönlichen Alternativen zu gut frequentierten Orten und Erlebnissen in professionell erstellten Videobeiträgen vorstellen, stand der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit durch Besucherlenkung.

Ökologisch, ökonomisch, sozial – die drei Säulen einer nachhaltigen Destinationsentwicklung
Unter dem Motto „Nachhaltiger Tourismus in Deutschland“ näherte sich Dr. Erik Lindner, Bayerisches Zentrum für Tourismus in Kempten, dem komplexen Thema aus wissenschaftlicher Perspektive. Auch wenn Nachhaltigkeit im Moment noch kein Entscheidungsmerkmal bei der Wahl der Urlaubsdestination sei, so könne sie als Mittel zur strategischen Differenzierung dienen. „Wir müssen Nachhaltigkeit nicht als Einschränkung und Verzicht, sondern als Chance begreifen. Gerade nach Corona kann sich der Bayerische Wald als Innovationsträger und Vorreiter positionieren und neue Märkte erschließen“, so Lindner. Die Transformation zu einer nachhaltigen Destination könne freilich nicht von heute auf morgen gelingen. Sie brauche Zeit und den Fokus auf individuelle Stärken: „Wir brauchen einen Zugang, der zu Bayern passt!“. Und noch ein weiterer Faktor sei unabdingbar: „Nur eine intergierte Betrachtung der drei Säulen ökologische Nachhaltigkeit, ökonomische Nachhaltigkeit und soziale Nachhaltigkeit garantiert eine langfristige Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Destination.“

Nachhaltigkeit im Praxis-Test: Best-Practice-Beispiele aus der Region
Abschließend stellten sich in einer lockeren Gesprächsrunde fünf nachhaltige Projekte und Initiativen aus dem Bayerischen Wald vor. Zu den erfolgreichen Best-Practice-Beispielen zählen das Netzwerk LandGenuss Bayerwald, Bayerwald-Schmankerl-Wanderung in Viechtach, digitale Besucherlenkungsmaßnahmen in Sankt Englmar, der Genuss- und Bauernmarkt Eppenschlag sowie „Kampagne Nachhaltigkeit“ des Vereins Urlaub auf dem Bauernhof Bayerische Wald e.V.

 

Wir bedanken für die Teilnahme und den Austausch!

 



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Autor(in): Günter Reimann
Reimann@ostbayern-tourismus.de

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