Kriege, Revolutionen, Umwälzungen – 1825 übernimmt Ludwig I. ein fast bankrottes Königreich. Reformen hatten das Land überfordert. Die Aufhebung der Klöster – ein einziges Desaster! Fürsorge und Bildung liegen am Boden. Das neue Land muss geeint werden – am liebsten durch Kanal und Eisenbahn. Aber woher soll das Geld kommen? Der junge König nimmt die Zügel in die Hand und wird initiativ. Kaum ein wichtiger Akt, der nicht über seinen Schreibtisch geht. Fabriken werden gebaut, Klöster wiederbegründet. Kapital wird mobilisiert, die Gesundheitsfürsorge angekurbelt. Am Militär wird gespart. München soll Kunstmetropole werden. Regensburg mit Dom, Walhalla und Befreiungshalle folgen. Ludwig orientiert Bayern nach Norden. Deutsch werden und bayerisch bleiben ist das Ziel. Geht das überhaupt? Der König unter Druck: das Volk fordert mehr politische Mitsprache. Revolution! Am Ende ist es eine junge Liebe, die den alten König zu Fall bringt. Und trotzdem – Bayerns größter König?
Ludwig I. übernimmt 1825 den Thron des jungen Königreichs Bayern. Ein Vierteljahrhundert später wird er diesen Thron seinem Sohn überlassen, denn ein „Unterschreibkönig“ will er nicht sein. Dabei ist er angetreten als Hoffnungsträger der Liberalen, als Herrscher mit Gestaltungswillen und Kunstsinn. Die Industrialisierung wirft ihre Schatten voraus und mancherorts, wie in Augsburg, steht man schon mittendrin. Das Land wird zu einer vorher nie dagewesenen Großbaustelle. Der Ausbau der Residenzstadt München zur Kunstmetropole wird zum Lieblingsprojekt des Königs. Hunderte von Arbeitern bauen aber auch am Ludwig-Donau-Main-Kanal und an den Eisenbahntrassen im Westen. Man richtet den Blick nach Norden, nicht mehr nach Osten zum Habsburger Reich. Niederbayern und die Oberpfalz werden abgehängt. Nur die Umgebung von Regensburg wird mit Walhalla und Befreiungshalle bedacht. Der König phantasiert von einem Denkmalpark an der Donau.
Dennoch: Ludwig kann nicht mehr alleine regieren. Alle drei Jahre muss der König einen Landtag einberufen. Und dort wird um die großen Fragen der Zeit gestritten: Wer bestimmt über Steuereinnahmen und Staatshaushalt? Wir stellen einige der politischen Mit- und Gegenspieler des Königs vor, z. B. den Minister, Abgeordneten und Reichsrat Joseph Ludwig Graf von Armansperg aus Niederbayern. Er unterstützt Ludwigs Sparkurs und erhält den Beinamen „Sparmansperg“. Seinen Landsmann Karl August von Seinsheim, Jugendfreund des Königs und beheimatet im Schloss Sünching. Den Schweinfurter Industriellen Wilhelm Sattler, den Augsburger Bankier und Industriellen Ferdinand von Schaezler oder den demokratisch gesinnten Pfälzer Juristen Friedrich Schüler.
Eine Kehrtwende vollzieht Ludwig I. ab den 1830er Jahren. Ein paar Jahre zuvor war er noch bei der Einweihung der Verfassungssäule in Gaibach gewesen. Jetzt fühlt er sich zunehmend bedroht, fürchtet in Bayern eine Revolution, wie sie Frankreich in diesen Jahren erlebt. Zensur und Unterdrückung der liberalen Presse sind sein Gegenmittel.
Wehrt sich – zum Beispiel mit dem Hambacher Fest in der Pfalz. Dort zeigen schwarz-rot-goldene Fahnen unmissverständlich, dass man einer neuen Richtung zustrebt. Ein parlamentarisch regiertes Deutsches Reich mit einem gewählten Oberhaupt sollte es sein. Zusätzlich zu diesen politischen Forderungen treten existenzielle Nöte der Bevölkerung auf. Lokale Missernten, Arbeitslosigkeit und Unmut über wirtschaftliche Veränderungen führen zu sozialen Unruhen. Eine Bierpreiserhöhung etwa führt zu massiven Protesten.
Und jetzt kommt noch eine Frau ins Spiel: Lola Montez. Der Ruf des Königs ist dahin. Karikaturen und Spottfiguren sind beinahe allgegenwärtig. Um einen Aufstand zu verhindern, muss Ludwig seine Lola aufgeben. Die Lage beruhigt sich nur scheinbar. Die Rufe nach Pressefreiheit und Mitbestimmung verstummen nicht. Auch wenn nur wenige ein Ende der Monarchie fordern, Ludwigs Selbstverständnis ist ein anderes. Der König tritt am 20. März 1848 zurück. Obwohl Ludwig I. noch fast 20 Jahre lebt und seine Bauprojekte zu Ende geführt werden, politischen Einfluss kann er nicht mehr geltend machen.
Informationen:
https://www.hdbg.de/ausstellungen/bla2025-koenigludwig.html
Quelle:
Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
Haus der Bayerischen Geschichte
Hausadresse: Zeuggasse 7 | 86150 Augsburg | T 0821 3295-222/-230 | pressestelle@hdbg.bayern.de | www.hdbg.de
König Ludwig I. von Bayern im Krönungsornat von 1825
Gemälde, 1841-1848, Unbekannter Künstler, Museen der Stadt Aschaffenburg, MSA 985 | Foto: © Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg | Philipp Mansmann, München
„König in den Schranken der Verfassung will ich seyn“, so stellte sich Ludwig I. der Bevölkerung Bayerns im Jahr 1825 vor. Aber in diesem Staatsporträt spielt eindeutig das Szepter die erste Geige. Während Krone und Verfassung im Hintergrund auf einem Tisch liegen, wendet sich der König dem Betrachter zu. Das Szepter trägt er aufrecht in seiner linken Hand. Es bildet den Vordergrund.
Das war nicht üblich. In den anderen Herrscherporträts liegt das Szepter in Ludwigs rechter Hand, die sich auf die Verfassung stützt. Ob der Künstler damit den Herrschaftsanspruch des Königs kommentieren wollte?
Äbtissinnenstab des Klosters Seligenthal in Landshut
1741, Zisterzienserinnenabtei Seligenthal, Landshut, Foto: © Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg | Philipp Mansmann, München
Der Äbtissinnenstab musste von den Zisterzienserinnen in Landshut im Zuge der Klosterauflösung Anfang des 19. Jahrhunderts neben vielen weiteren Wertgegenständen abgeliefert werden. Nach der Wiederbegründung des Klosters im Jahr 1835 durch König Ludwig I. erhielten die Schwestern die verlorenen Gegenstände jedoch nicht sofort zurück. Erst in den 1850er-Jahren gelang es, die Rückgabe des wertvollen Äbtissinnenstabs zu erreichen.
Der Äbtissinnenstab des Klosters Seligenthal steht für die zahlreichen Frauenklöster, die durch König Ludwig I. wiederbegründet wurden. Noch heute ist der Äbtissinnenstab im Kloster Seligenthal in Gebrauch. Um ihn in der Bayerischen Landesausstellung zeigen zu dürfen, verzichtet die Äbtissin vorübergehend auf Ihren würdevollen Begleiter.
Die von König Ludwig I. mit der Ausführung monumentaler Bauwerke betraut gewesenen Künstler
um 1850, R, Wilhelm von Kaulbach (1804-1874), Bayerische Staatsgemäldesammlung – Neue Pinakothek München, WAF 411, bpk / Bayerische Staatsgemäldesammlung
Das Gemälde von Wilhelm von Kaulbach gibt einen außergewöhnlichen Einblick in Ausmaß und Ausgestaltung der Baupolitik Ludwigs I.
Im Mittelpunkt stehen die führenden Architekten des Königs wie Leo von Klenze, Friedrich von Gärtner oder August von Voit. Sie planten und verwirklichten die Bauprojekte des Monarchen und schufen Monumente wie die Walhalla oder die Befreiungshalle bei Regensburg, die hier über der Szenerie thronen. In München setzte Ludwig I. mit der Glyptothek und den Pinakotheken kunstmuseale Maßstäbe und prägte das Stadtbild nachhaltig. Zwei staunend-stolze Bayern weisen darauf subtil mit einer Fahne des Münchner Kindls hin.
Besonders interessant und außergewöhnlich: Kaulbach würdigt hier auch die Handwerker und Bauarbeiter, die mit ihrer harten Arbeit die ehrgeizigen Visionen Ludwigs überhaupt erst ermöglichten.
Römer „Lilienform“ der Kristallglasmanufaktur Theresienthal
um 1840, Dr. Jörg Sutter, Foto: © Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg | Philipp Mansmann, München
Diese fünf Weinrömer stammen aus der Kristallglasmanufaktur Theresienthal. Sie repräsentieren sowohl die hohe Kunstfertigkeit der Glasindustrie des Bayerischen Waldes als auch die Rationalisierungstendenzen der Frühindustrialisierung zur Zeit König Ludwigs I.
Die Manufaktur, benannt nach Ludwigs Ehefrau und 1836 gegründet, profitierte erheblich von der Förderung durch den Münchner Hof unter Ludwig I. Ihr Erfolgsrezept: Theresienthal stellte seine kunstvollen Glaskollektionen zwar in Handarbeit her. Gleichzeitig produzierte man aber in Serie und bot die Waren in Katalogen an. Kunden konnten sich ihr Glas aus einem formgeblasenen, gerippten Hohlfuß und einer Kuppa individuell zusammenstellen.
Die in der bayerischen Landesausstellung 2025 gezeigten Gläser wurden im Theresienthaler Katalog von 1840 als “Römer Lilienform” bezeichnet und sind aus farblosem, rubinrot unterfangenem, farblosen Glas sowie Alabasterglas gefertigt.
Lola Montez in Unterkleidern, bayerischer Kürassieruniform und Raupenhelm
Gemälde, Künstler unbekannt, um 1850; Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg | Foto: www.altrofoto.de
Mit seiner Liebe zur angeblichen spanischen Tänzerin Lola Montez machte sich König Ludwig I. vor aller Welt lächerlich. Es kursierten Karikaturen, Spottfiguren, Gedichte, die das Verhältnis des alternden Königs und der jungen Frau behandelten. Dazu gehört das Gemälde dieses unbekannten Künstlers.
Gerade ist eine Frau dabei sich zu entkleiden. Die Jacke, eindeutig eine Uniformjacke, hat sie bereits über die Stuhllehne gehängt. Darunter stehen die Stiefel mit Sporen. Der Säbel lehnt an ihrer Seite. Die Dame zeigt sich uns in Unterkleid, Korsage und Strümpfen. Erotik pur – unerhört im 19. Jahrhundert!
Zusätzlich trägt die Dame einen bayerischen Raupenhelm, der an der Stirnseite ein „L“ für Ludwig erkennen lässt. Im Hintergrund schiebt ein älterer Herr einen Vorhang beiseite, um zu der Dame zu gehen. Es war sicherlich ein offenes Geheimnis, dass hier Lola und Ludwig gemeint waren. Der Künstler verspottete den König und prangerte das ungleiche Verhältnis an.