Pressemitteilung;
FURTH IM WALD. Der diesjährige Tourismustag Bayerischer Wald stand unter dem Motto „Destinationsmanagement 4.0 – regional vernetzt, gemeinsam stark“. Per Videobotschaft begrüßte der Präsident des Tourismusverbandes Ostbayern (TVO), Landrat Thomas Ebeling, die rund 200 Teilnehmenden des 16. Tourismustags, der in der Landesgartenschaustadt Furth im Wald stattfand.
Der Tourismus hat viele Aufgaben wie Gästemanagement, Destinationsmarketing und Lebensraumgestaltung. Doch vor allem ist es ein aktives Netzwerk untereinander, das Verantwortung für die Heimat übernimmt. Dies war der Konsens beim 16. Tourismustag Bayerischer Wald, durch den Destinationsmanger Günter Reimann führte. Bei der Veranstaltung selbst blieb Zeit zum Netzwerken und auch zum gemeinsamen Besuch der Landesgartenschau.
In nicht ganz zwanzig Jahren hat sich der Tourismus im Bayerischen Wald verwandelt. Vom Kirchturmdenken weg und hin zum gemeinschaftlichen, branchenübergreifenden Werben für die Urlaubsregion Bayerischer Wald. Dieser Spirit war beim Tourismustag zu spüren. Die Branche steht Seite an Seite und blickt bei allen Herausforderungen der Zeit positiv in die Zukunft.
TVO-Vorstand Dr. Michael Braun zeigte die touristische Entwicklung des Bayerischen Waldes auf, der sich von der einstigen Problemregion zur Aufsteigerdestination entwickelt hat. Mit einem neuen Markendesign startet man dieses Jahr in eine neue Phase der Darstellung nach außen. Sie symbolisiert die Einzigartigkeit der Region mit dem ersten deutschen Nationalpark, den Naturparken, dem Wald und den Bergen, dem Glas und den Traditionen. Die Geschäftsführerin der Bayern Tourismus Marketing, Barbara Radomski, referierte mit Blick auf die Zukunft darüber, wie man über ganz Bayern hinweg Synergien fördern und die Effizienz steigern kann, zugleich aber die Ressourcen optimal nutzen kann.
„Die Touristen überlegen, wofür sie ihr Geld ausgeben. Investitionen in die Werthaltigkeit sind unsere Zukunft. In öffentlichen wie privaten Strukturen ist eine gute Qualität wichtig“, eröffnete der Chamer Landrat Franz Löffler seine Begrüßung, „Klimawandel, demografische Entwicklung, Verkehrsstruktur und vieles Weitere sind die Herausforderungen dieser Zeit. Wir tun gut daran, unsere Strukturen grenzüberschreitend zu schaffen. Die Landesgartenschau wurde auch aufgrund des grenzüberschreitenden Aspekts ausgewählt. Für uns ist wichtig, dass die Landesgartenschau die gesamte Region betrifft, dies zeigen wir im Regionalpavillon auf dem Gelände.“ Sandro Bauer, gastgebender Bürgermeister der Stadt Furth im Wald, ist mit dem Ergebnis der Landesgartenschau sehr zufrieden und freute sich, diese anlässlich des Tourismustags den Tourismusverantwortlichen präsentieren zu können. „Wir konnten viele städtebauliche Projekte umsetzen, Leerstände und Industriebrachen beseitigen. Wenn unsere Besucher mit einem guten Gefühl nach Hause fahren, sind wir zufrieden“, sagte er. Für ihn sind Kooperationen selbstredend wichtig. Seine Philosophie: „In einer Kooperation ist die Wahrnehmung von außen größer. Dazu gehört es, sich ein gutes, erstrebenswertes Ziel zu setzen und daran festzuhalten.“
Was hat sich im Tourismus getan und warum hat sich die Lage im Bayerischen Wald so entwickelt? Auf diese Fragen ging Dr. Michael Braun, Vorstand des TVO, ein: „Anfang der 90er Jahren prägten die Wiedervereinigung und kurzfristiger Bettenaufbau sowie Gästezuwächse die Zeit. Dann aber geht es stetig bergab. Die Nachfrage ließ nach, die Bettenauslastung sank 2006 unter 25 Prozent. Man stand mit dem Rücken zur Wand. 2006 brachte man die Marketingoffensive Bayerischer Wald auf den Weg. Wir müssen als Gesamturlaubsregion denken. Nur zusammen werden wir erfolgreich sein, war der Kerngedanke zur Initiative.“ Nach einer umfassenden Ist-Analyse schob man die Marketinginitiative Bayerischer Wald an. Die gemeinsame Region Bayerischer Wald als Marke stand im Mittelpunkt und man fokussierte sich auf wenige zentrale und hochwertige Produkte, die Kooperation zwischen öffentlichen und privaten Tourismusakteuren sowie das Thema Digitalisierung. „Imagebildung erfolgte über Leuchttürme zu den Themen Natur und Erleben, Familie und Kind, Kultur und Tradition, Wellness und Gesundheit sowie Winter.“ Braun führte das Beispiel der Premiumpartnerschaft aus: „Die Premiumpartner schaffen eine große Aufmerksamkeit für den Bayerischen Wald weit über Bayern hinaus. Der Bayerische Wald hatte eine unterdurchschnittliche Markenwahrnehmung. Wie also kann man die Menschen davon überzeugen, dass im Bayerischen Wald eine enorme Qualitätsentwicklung stattgefunden hat? Indem man die Top-Produkte ins Schaufenster stellt. Die Premiumpartner leisten durch ihre wohlgesinnte Partnerschaft und ihre Präsenz dafür einen riesigen Beitrag und eine große Strahlkraft für die Region.“
Im vergangenen Jahr erreichte der Bayerische Wald rund acht Millionen Übernachtungen in gewerblichen und privaten Betrieben. Rund 1.150 Betriebe werden gewerblich geführt. Diese für sich erbringen 6,3 Millionen Übernachtungen bei rund 1,8 Millionen Gästen. Braun erläutert: „Wir liegen noch unter 2019, da wir Betriebe verloren haben, also die Kapazität weniger geworden ist. Doch die Bettenauslastung liegt jetzt bei knapp unter 40 Prozent. Zu Beginn der Marketinginitiative lagen wir bei 25 Prozent. Dies ist ein deutlich messbarer Erfolg.
Studien von Destination Brand zeigen auf, dass 82 Prozent der Befragten den Bayerischen Wald kennen. Damit liegt die Mittelgebirgsregion unter den Top 10 der deutschen Urlaubsgebiete. Der Bayerische Wald hat zudem eine hohe Themenkompetenz bei Nachhaltigkeit, Wandern, Mountainbikefahren, Wellness und Familienurlaub.
Eine Studie von Centouris Passau zeigte auf, dass die Tourismusakzeptanz im Urlaubs- und Lebensraum Bayerischer Wald extrem hoch ist: 81 Prozent identifizieren sich stark mit der Heimat, 88 Prozent befürworten eine Weiterentwicklung in Richtung sanfter, naturverträglicher Tourismus und 91 Prozent schätzen den Bayerischen Wald als attraktiven Urlaubsraum und 87 Prozent als attraktiven Lebensraum ein.
„Der Bayerische Wald ist eine Aufsteigerregion“, resümierte Braun, „Auslastungserhöhung und eine deutliche Erhöhung der Gästezahlen bedeuten eine verbesserte Wirtschaftlichkeit. In den letzten drei Jahren konnten unsere Gastgeber eine Preissteigerung von rund 30 Prozent durchsetzen. Damit steigt die Rentabilität. Der große Anteil an Spitzenbetrieben in Hotellerie und auch bei der Gastronomie – es gibt acht Sterneküchen im Bayerischen Wald – und der hohe Anteil an online buchbaren Betrieben von über 65 Prozent zeichnen die Region aus. Auch die All-Inklusive Card Bayerischer Wald und die Mobilitätskarte GUTi werden oft von anderen Regionen beneidet. Unsere Leuchttürme wie Goldsteig, Pandurensteig oder Trans Bayerwald strahlen weit über die Region hinaus. Wir dürfen nicht stehenbleiben, der Markt wird nicht einfacher, doch wir können jetzt ein kleines Zwischenfazit ziehen und uns darüber auch aufrichtig freuen. Viele private Betriebe und öffentliche Institution haben bei dieser Erfolgsgeschichte mitgeholfen. Gemeinsam sind wir stark, dafür danke ich allen!“
Symbole für Baum, Berg, Raute, Sonne und Wasser verschmelzen im Design der neuen Marke Bayerischer Wald. Durch klare Linien, die feine Gestaltung und natürliche Farben wirkt es sehr modern und zeitlos. Marketingleiterin Daniela Schilling stellte die neue Marke Bayerischer Wald vor: „Unser Logo ist das Gesicht nach außen, doch die Marke ist noch mehr, sie spiegelt unsere inneren Werte wider, ebenso wie unsere Vielfalt und Einzigartigkeit. Sie schafft einen emotionalen Mehrwert für unsere Gäste, und eine regionale Identität für die Einheimischen. Wirtschaftlich können Unternehmen in Bezug auf regionale Produkte profitieren, aber auch der öffentliche Tourismus profitiert durch die neue Marke strategisch und kulturell.“ Der Bayerische Wald ist mit seinem Nationalpark, den Naturparken, dem Wald, den Bergen und der Tradition einzigartig. „Slow Travel, was bewusstes Reisen bedeutet, steht über allem“, sagte Schilling, „Im Markenkern sind Eigenschaften verankert wie ursprünglich, herzlich, sympathisch, bodenständig, belebend, authentisch, traditionsreich und innovativ.“ Auch Ton und Umgang untereinander sind in der Marke erfasst. „Das macht uns aus“, sagte Schilling, „Wir sind respektvoll, bewusst und ehrlich zueinander.“
Barbara Radomski, Geschäftsführerin der Bayern Tourismus Marketing, sprach in ihrer Keynote über Netzwerke und Destinationsmanagementorganisationen (DMO) 4.0 als Schlüssel für die Zukunft. „Schaut genau hin. Die Herausforderungen treffen die Regionen unterschiedlich. Wo braucht es also Unterstützung? Wir brauchen für die Zukunft neue Antworten. Wir haben bisher den Fokus auf zwei Dinge gelegt: Auf Zahlen wie Übernachtungen, Zimmerpreise, Anreisen, Zimmerauslastung. Und auf den Gast als alleinigen Maßstab. Es ging weniger um die Ziele gesellschaftlicher Relevanz. Wie hoch ist die Lebensqualität, wie hoch ist die Zufriedenheit der Einheimischen? Die Gäste gehen, die Einheimischen bleiben. Wenn wir erfolgreich Tourismus machen wollen, brauchen wir den Blick auf das große Ganze, auf die Region selbst und die Lebensqualität dort.“
Radomski fasste zusammen, dass es viele Erwartungen an den Tourismus gibt von Gästen, Einheimischen, Politik, Umwelt oder Leistungsträgern. In der Realität aber gebe es in Bayern kleine Tourismuseinheiten und kleine Budgets. „Maximale Erwartung trifft oft auf minimale Durchschlagsmöglichkeiten“, bringt Radomski das Spannungsfeld auf den Punkt.
„Die Zukunft verlangt nicht nur Lebensraummanagement, sondern Destinationsverantwortung. Dies ist unser neues Leitmotiv“, schwört Barbara Radomski die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ein.
„Die DMOs sind Netzwerkorganisationen. Gegenseitige Information, Zusammenarbeit, eine gemeinsame strategische Orientierung und eine innovative Haltung seien wichtig. „Tourismus der Zukunft gelingt nur kooperativ – mit Vertrauen, Transparenz und gemeinsamer Zielorientierung.“ Radomski zeigt Beispiele auf, wo Netzwerke bereits gut funktionieren, wie bei der Gewinnung von Auszubildenen, bei regionaler Esskultur oder einer Heimatkarte für Vergünstigungen für Einheimische.
In einer Talkrunde mit Günter Reimann sprachen praxiserfahrene Netzwerker zu den aktuellen Anforderungen an den Tourismus aus ihrer Sicht. Gesprächspartner waren der Hotelier Andreas Brunner vom Brunnerhof Arnschwang für die Premiumpartner, Tourismusreferentin Petra Meindl für den Landkreis Cham, die Leiterin des Kur- und Gästeservice Bad Füssing, Daniela Leipelt, und Ferdinand Reb von der Tourismuszentrale Fichtelgebirge für den Bundesverband Deutsche Mittelgebirge.
Im Zuge des Tourismustages präsentierte sich der Bayerische Wald auch am Regionalpavillon der Bayerischen Landesgartenschau und knüpfte dort den direkten Kontakt zu den Besucherinnen und Besuchern.
Informationen: www.bayerischer-wald.de