Seit fünf Jahren starke Stimme für Deutschlands Mittelgebirge

27. November 2023

Mehr Bundesbürger verbringen jedes Jahr ihren Urlaub in den deutschen Mittelgebirgs-Ferienregionen als in Frankreich, Spanien und Italien zusammen. Dr. Michael Braun, Vorstand des Tourismusverbands Ostbayern, steht seit fünf Jahren an der Spitze des Bundesverbands Deutsche Mittelgebirge. Er zieht eine positive Bilanz, sieht aber auch zahlreiche Herausforderungen für die nächsten Jahre.

Regensburg (obx). Sie sind die heimlichen Champions unter den beliebtesten Ferienregionen im eigenen Land – die Deutschen Mittelgebirge. Was kaum einer weiß: Weit mehr Bundesbürger verbringen dort jedes Jahr ihren Urlaub als in Frankreich, Spanien und Italien zusammen und generieren so rund 120 Millionen Gästeübernachtungen. 2009 haben sich die Regionen zum Bundesverband Deutsche Mittelgebirge zusammengeschlossen, um stärker an einem Strang zu ziehen – und ihren Interessen eine stärkere Stimme zu geben. Das ist auch das erklärte Ziel des Verbandspräsidenten Dr. Michael Braun: Der Vorstand des Tourismusverbands Ostbayern steht seit fünf Jahren an der Spitze der Gemeinschaft.

Der Bundesverband Deutsche Mittelgebirge zählt heute 28 Mitglieder – von der Eifel und dem Sauerland im Westen Deutschlands über Thüringer Wald und Frankenwald in der Mitte bis hin zu Vogtland, Erzgebirge und Sächsischer Schweiz im Osten und der Schwäbischen Alb im Süden. Die Mittelgebirge generieren etwa 40 Prozent aller Übernachtungen abseits des Städtetourismus in Deutschland – und mehr als doppelt so viele wie Nord- und Ostsee zusammen (19 Prozent) und sogar viermal mehr als die Alpen-Destinationen (9 Prozent). Die Mitglieder des Bundesverbands Deutscher Mittelgebirge repräsentieren etwa ein Sechstel (gut 15 Prozent) aller Nächtigungen in Deutschland.

“Wir wollen die Mittelgebirge als bedeutende Tourismuslandschaften zwischen Alpen und Küsten besser in Politik, Wirtschaft und Tourismus verankern und die Interessen der Mittelgebirge gemeinsam vertreten”, gab der neue Präsident nach seiner Wahl vor fünf Jahren als Ziel aus. Michael Braun steht seit 16 Jahren an der Spitze des Tourismusverbands Ostbayern, zu dem neben dem Oberpfälzer Wald auch der Bayerische Wald gehören. Beide sind ebenfalls Mitglieder im Bundesverband Deutsche Mittelgebirge. Der Bayerische Wald generierte 2022 allein über sechs Millionen Übernachtungen, der Oberpfälzer Wald knapp eine Million. Der Tourismus in den deutschen Mittelgebirgen sei auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, wie allein der Bruttoumsatz im Bayerischen Wald und im Oberpfälzer Wald mit zusammen knapp 1,4 Milliarden Euro zeige.

Mittelgebirgsregionen sind wichtige Säule im Deutschlandtourismus

Nach fünf Jahren an der Spitze der “Gebirgs-Gemeinschaft” zieht Dr. Braun ein positives Fazit: “Durch den offenen Austausch auf Augenhöhe erkennen wir Handlungsfelder, tauschen unsere Erfahrung aus und stärken unsere Kompetenz.” Das Netzwerk der nahezu 30 Mittelgebirgsregionen sei heute eine wichtige Säule für den Deutschlandtourismus der Zukunft. Der Verband gibt den Mittelgebirgen heute in den entscheidenden Gremien eine starke Stimme – auch das ein Erfolg der vergangenen fünf Jahre. In den drei Arbeitsgruppen des Deutschen Tourismusverbands sind jeweils Vertreter aus dem Vorstand des Mittelgebirgsverbands vertreten. Dr. Braun in der Arbeitsgruppe Tourismuspolitik, wo es zum Beispiel um die nationale Tourismusstrategie geht, Ferdinand Reb (Fichtelgebirge) in der Arbeitsgruppe Qualität und Kundenorientierung. Bernhard Mosbacher (Spessart) ist Mitglied der Arbeitsgruppe Zukunftsentwicklung. “So kann der Mittelgebirgsverband intensiv an der Ausgestaltung der touristischen Entwicklung im Dachverband des Deutschlandtourismus mitarbeiten”, sagt Dr. Braun.

Mittelgebirge als Reiseziele stärken sowie Gastgeber unterstützen

Bei den jährlichen Klosterklausuren und Jahrestagungen beschäftigen sich die Tourismusfachleute ausführlich mit dem Thema Digitalisierung, wie der digitalen Gästekarte oder der Daten im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz. Als Präsident will Dr. Braun auch künftig nicht nur das Image der Mittelgebirge als Reiseziele stärken, sondern noch mehr Gastgebern vor Ort den Weg in die digitale Zukunft ebnen. Brauns Heimatverband, der Tourismusverband Ostbayern, gilt hier bundesweit als Vorreiter, wenn es darum geht, auch kleinen Betrieben den Zugang zu den Online-Buchungswelten zu eröffnen. “Wir müssen den Ausbau der digitalen Angebote und der Onlinebuchbarkeit in ländlichen Gebieten weiter vorantreiben. Das ist die Basis, um neue Gäste gewinnen zu können”, so Dr. Braun.

Den Anschluss an die digitalen Buchungswelten zu halten, ist nach Dr. Brauns Worten nur eine von vielen Herausforderungen, vor denen die Mittelgebirge und der gesamte ländliche Raum stehen: “Der ländliche Raum kann die Gäste- und Übernachtungszahlen nicht so schnell wieder aufholen wie die großen Städte, die bereits wieder gleichauf oder auch über den Zahlen vom Vorcorona-Jahr 2019 liegen”, sagt Dr. Braun. Fernreisen und Reisen in andere Kulturen seien auf der Wunschliste vieler Menschen in diesem Jahr weit oben gestanden. Auch All-Inclusive-Urlaub im Ausland, bei dem die Urlaubskasse gedeckelt ist, lag im Trend.
Viele verbrachten so ihren Erst- und Erholungsurlaub im Ausland, da sie die Vorjahre durch Corona darauf verzichtet hatten. “Die Inflation trägt zudem dazu bei, dass am Urlaub generell oder zumindest am Zweit- und Dritturlaub gespart wird”, so der Vorstand des Tourismusverbands Ostbayern. Es seien aber genau diese Urlaube, die eher in den ländlichen Erholungsräumen verbracht würden. “Umso wichtiger bleibt es gerade in dieser Situation, dass die Mittelgebirge gemeinsam stärker von sich reden machen”, sagt Dr. Braun.

Tourismusverband Ostbayern e.V.
Autor(in): Ulrike Eberl-Walter
Eberl-Walter@ostbayern-tourismus.de

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